Vertrauen bilden mit festem Boden unter den Füßen

Wer an Vertrauen fördernde Maßnahmen im Rahmen von Teamentwicklungen denkt, dem fallen gewiss die Spiele mit verbundenen Augen ein oder wie sich Menschen rückwärts fallen lassen in der Hoffnung, von ihren Kollegen aufgefangen zu werden. Die Skeptiker, die es bestimmt auch unter Ihnen gibt, werden jetzt genau an diese „klassischen“ Spiele denken.  Allerdings ist TRUSTease kein herkömmliches Spiel. 

Ja, die Skepsis ist groß, wenn es um Vertrauen geht. Zumal Vertrauen ein so vager Begriff ist, unter dem jeder etwas anderes versteht.

Vertrauen als Basis gelingender Zusammenarbeit

Die Individualität im Verständnis über Vertrauen nimmt TRUSTease auf und bringt die Teilnehmenden in einen Austausch. TRUSTease ist ein Teamcoaching-Tool mit dem Ziel, Vertrauen im Team zu stärken oder zu implementieren, und das mit festem Boden unter den Füßen und offenen Augen. Es ist ein Tool, das gerade die Skeptiker anspricht: Im Verlauf des Teamprozesses werden Fakten in Form von Bewertungen geschaffen und sich auf dieser Basis ausgetauscht. Durch den Austausch erhalten alle Teilnehmenden Einblick in die Realität der anderen „Mitspieler“. Und dieser Umstand kann „gesundes Misstrauen“ relativieren oder sogar auflösen. Ausgangspunkt ist Vertrauen, denn Vertrauen ist die Grundlage jeder Teamarbeit. Der spielerische Aspekt unterstützt die Bereitschaft der Teilnehmenden, sich auf die Intervention einzulassen.

Dass Vertrauen eines der wichtigsten Themen unserer Zeit ist, zeigt sich an der steigenden Anzahl von Veröffentlichungen in der Managementliteratur, in Diskussionen über Führung und in den Vorträgen, die auf den Bühnen der Fachkreise zu hören sind.

Eng verknüpft mit dem Begriff des Vertrauens ist der der Vulnerabilität. Vertrauen entsteht auch dadurch, etwas von sich preiszugeben und damit verletzlich zu zeigen. Das Maß der Verletzlichkeit bestimmen die Teilnehmenden hierbei selbst. Und diese Möglichkeit der Selbstbestimmung ist das, was gerade skeptische Menschen dazu bringt, sich einzulassen:

Das hierzu entwickelte Kartenset enthält Karten, die fiktive Situationen aus dem Arbeitsumfeld beschreiben, die sich Vertrauen-stärkend oder Vertrauen-schwächend auf die Teilnehmenden auswirken können. Weiterer Bestandteil des Kartensets sind die Vertrauenskarten, die jeder auf der Hand hält. Mit diesen bewerten die Teilnehmenden die Auswirkung auf ihr persönliches Vertrauensniveau, die die vorgestellte Situation hat. Haben sich die Spielenden entschieden, legen sie ihre Bewertung mithilfe der Karten vor sich verdeckt auf den Tisch. Liegen die Karten verdeckt vor allen, werden die persönlichen Einschätzungen offengelegt.

Erstaunliche Erkenntnisse und Aha-Momente

Nun beginnt der Austausch zwischen den Teilnehmenden moderiert von einem Coach. Im Zentrum des Austauschs steht die Frage, wie jeder zu seiner Bewertung kam. Insbesondere erzeugt hier die Unterschiedlichkeit der Bewertungen ein und derselben Situation ein höheres Verständnis für die anderen Teilnehmenden. So heißt es auf einer Karte: „Sie sind neu im Team und werden von Ihren Kolleg:innen gefragt, ob Sie sich zum gemeinsamen Mittagessen anschließen möchten.“

Während die Mehrheit für sich diese Situation als Vertrauen-stärkend bewertet, entstehen erstaunliche Erkenntnisse und Aha-Momente, wenn das Team beispielsweise erfährt, dass ein Kollege es eher als störend empfindet regelmäßig gefragt zu werden, ob er sich in der gemeinsamen Mittagspause den Kollegen anschließen möchte. Was bisher niemand wusste: Der Kollege ist hör- und sehgeschädigt und benötigt die Mittagspause zur Erholung, um auch am Nachmittag noch leistungsfähig zu sein.

Nachdem dies ausgesprochen war, lösten sich insgeheime Ressentiments in Luft auf. Die vorgegebene Situation ist lediglich ein Gesprächsöffner über Themen, die das jeweilige Team bewegen.

Digital ist anders

Als das Kartenset TRUSTease im November 2020 mit dem DVCT-Award ausgezeichnet wurde, war die Entscheidung schnell getroffen, dieses Tool in die Online-Welt zu bringen.

Entstanden ist eine nutzerfreundliche Web-Anwendung, die sich intuitiv bedienen lässt und dem Kartenset mindestens ebenbürtig ist.

Die digitale Anwendung nimmt die geschilderte Spieldynamik 1:1 auf. Dennoch ist zu berücksichtigen, dass eine Web-Anwendung ein komplett anderes Medium ist, das auch anderen Regeln folgt. So ist ein entscheidendes Kriterium der User Experience, wie viele Klicks getätigt werden müssen. Es gilt: Je weniger, desto nutzerfreundlicher. Die Karten, die der Bewertung dienen, sind neun an der Zahl. Diese für den Anwender darzustellen und mit wenigen Klicks das gewünschte Ergebnis anzuzeigen, war so nicht umsetzbar. Nach einigem Überlegen wurde eine Alternative gefunden: Mit einem Schieberegler können Teilnehmende mit einer Drag & Drop Funktion das gewünschte Ergebnis auswählen und einmal per Klick bestätigen. Alternativ besteht die Möglichkeit, eine mobileAPP auf das Smartphone oder Tablet herunterzuladen und die Bewertung abzugeben. So kann über den Laptop das Zoom- oder Teams-Meeting laufen, ohne in den Anwendungen hin- und herwechseln zu müssen.

Das Motiv der Karten wurde dennoch in der digitalen Anwendung berücksichtigt: Es werden die Karten, auf denen die Situationen beschrieben sind, und die es zu bewerten gilt, grafisch als Karte dargestellt.

Neben dieser Änderung, die die digitale Anwendung erfordert, bietet sie zusätzlich zu der örtlichen Flexibilität weitere Vorteile:

Wertvoller Austausch

Bei einem Team-Workshop kam das Thema „Besetzung der Feiertagsdienste“ auf, die sich Jahr für Jahr etwas holprig gestaltete. Folgende Situation wurde mithilfe der TRUSTease Anwendung von den Workshop-Teilnehmenden bewertet: „Es sind Dienste für Feiertage zu besetzen. Von den verfügbaren Kolleg:innen meldet eine/r keine Bereitschaft einen Dienst zu übernehmen.“

Die Diskussion ergab ein differenziertes Bild: Seien viele Kollegen verfügbar, könne sich auch jemand rausnehmen. Es gäbe gewiss triftige Gründe. Aber auch Stimmen, die ein solches Verhalten als unfair bewerteten, wurden gehört. Anschließend konnte diese Situation konkret und so geklärt werden, dass alle Teammitglieder die aktuelle Besetzung mitgehen konnten. Darüber hinaus verständigten sie sich über eine Vorgehensweise für die folgenden Feiertagsbesetzungen. 

Das sind die Arbeitsbedingungen, die sich nicht nur ein Team wünscht, sondern auch die Führungskraft, um Ressourcen nicht unnötig zu verschwenden.

Diese Art der Zusammenarbeit stärkt das Vertrauen und fördert die Gesprächskultur untereinander. Themen und eigene Situationen anzusprechen kann Überwindung kosten, ähnlich wie sich rückwärts fallen zu lassen. Das Ergebnis reicht jedoch weiter, da Situationen, Bewertungen und die Gedanken zum Ergebnis geteilt werden.

Nutzen für Organisationen

Teams, bei denen es unter den Mitgliedern an gegenseitigem Vertrauen mangelt, fallen nicht nur durch schlechte Performance auf, sondern auch durch einen Mangel an Bereitschaft über den definierten Arbeitsauftrag hinaus tätig zu werden, Feiertagsdienste zu übernehmen und sich verantwortlich zu fühlen, wenn das gewünschte Ergebnis nicht erreicht wurde. 

Über Jahre etablierte Muster aufzulösen, erfordert eine klare Zielsetzung und einen planvollen Ansatz diese Ziele zu erreichen. In solchen Situationen kaufen Organisationen Expertise häufig von außen ein. Trainer, Coaches und Berater treffen dann auf eine angespannte Atmosphäre. Aber auch, wenn diese Strukturen intern aufgebrochen werden sollen, ist dieses kein leichtes Unterfangen.

Der Einsatz von TRUSTease ermöglicht in diesem Fall eine Begegnung und Kommunikation auf Augenhöhe zwischen den Mitgliedern eines Teams und der Führungskraft. Durch den professionell moderierten Austausch über Situationen, die das Vertrauen stärken oder schwächen, wird die Selbstreflexion aller Teilnehmenden in Gang gesetzt und in den Austausch gebracht. Der begleitende Coach achtet auf eine wertfreie Atmosphäre.

Die Teammitglieder lernen sich auf diese Weise untereinander (neu) kennen und sich (ein)schätzen. Das stärkt das Vertrauen untereinander und bringt das Team näher zusammen, was wiederum positive Auswirkungen auf die Zusammenarbeit und die Arbeitsergebnisse zur Folge hat.

Praxistransfer und Erfolgskontrolle

Durch die fokussierte Auseinandersetzung mit der unterschiedlichen Wahrnehmung von Situationen und der Bereitschaft, sich während der Intervention den anderen gegenüber zu öffnen, nehmen alle Teilnehmenden diese Erfahrungen direkt in ihren Arbeitsalltag mit, auch, wenn sie der Maßnahme gegenüber eher skeptisch sind. Ein Coach kann im Nachgang bewusst ergänzende Übungen durchführen sowie Input anhand eines Modells vermitteln. Dazu knüpft der Coach an die Beobachtungen des Teams an und verstärkt so die Reflexion.

Der Erfolg der Intervention kann auf unterschiedliche Art nachgehalten werden: Zum einen über ein klassisches Feedback durch die Spielenden selbst, zum anderen durch den konsequenten Vergleich der Vorher-Nachher-Situation und ggf. Performance-Messungen durch die Führungskräfte vor, während und nach Abschluss der Maßnahme.

Aus den Ergebnissen ergeben sich konkrete Anhaltspunkte, an welchen Stellen der gewünschte Erfolg eingetreten ist und wo es weiteren Handlungsbedarf gibt. Das können im einfachsten Fall strukturelle Aspekte sein, die dadurch, dass sie nun bekannt sind, geprüft und geändert werden können. 

Nach kurzer Zeit verbessert sich die Atmosphäre, weil das Tool auch einen positiven Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit hat. Dies ist ausgesprochen wichtig, um das aufgebaute Vertrauen zu festigen.

Innovation und Praxisnutzen

In einer Welt, in der die Unbeständigkeit eher die Regel als die Ausnahme ist, versteht sich TRUSTease als Katalysator, Vertrauen nachhaltig entstehen zu lassen und auch Menschen mitzunehmen, die von ihrer Grundstruktur eher Dinge hinterfragen. Dieses Coaching-Tool beschleunigt den Prozess durch die Kombination aus bewährten Methoden, der Leichtigkeit durch Gamification und der innovativen Einstufung des eher vage anmutenden Begriffs Vertrauen auf einer Skala.

In der Praxis werden jedes Mal, wenn es Änderungen innerhalb eines Teams gibt, „die Karten neu gemischt“. Die Dynamik verändert sich. TRUSTease unterstützt hier u.a. die Integration neuer Teammitglieder und fördert das gegenseitige Verständnis zu veränderten Teamrollen. 

Coach werden

Über die Zertifizierung zum TRUSTease-Coach lernen Coaches, Trainer, Team- und Personalentwickler, TRUSTease individuell und souverän einzusetzen. Die wissenschaftliche Basis des Tools sowie die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Vertrauen ist ebenso Bestandteil der Ausbildung wie der Umgang mit Gruppendynamiken.

Die Ausbildung findet entweder online an 5 Live-Terminen statt oder an zwei Präsenztagen. Sie beinhaltet neben dem theoretischen Basiswissen und dem praktischen Umgang, Phasen des Ausprobierens und der Reflektion mit den ersten Erfahrungen. Die nächste Ausbildung beginnt am 13. Oktober 2023.