Vom Mut wieder ins Vertrauen zu gehen

Das Artikelschreiben ist keines meiner Aufgaben, die ich mir in einer bestimmten Regelmäßigkeit vornehme. Ich schreibe, wenn ich etwas zu sagen habe. Manchmal dauert es fast ein Jahr, manchmal nur sechs Wochen oder auch nur drei: So wie heute!

Durch meinen vorherigen Artikel „Von der Wiedererlangung verloren gegangenen Vertrauens“ an sind viele spannende und interessante Gespräche entstanden. Besonders die Frage „Was ist eigentlich Mut und woher nehme ich den, um wieder ins Vertrauen zu gehen?“

Letztes Mal habe ich Sarah Lesch zitiert „Mut ist, wenn man Angst hat und trotzdem springt.“ Das ist nicht falsch. Dennoch fehlt es an Inhaltlichkeit. Und diese möchte ich heute liefern:

Es ist schon etwas her, als mein Kind mal ein Freundebuch von einer Schulfreundin mitbrachte. Ich blätter unglaublich gerne durch die Seiten, da diese Bücher für mich das Facebook meiner Kindheit sind. In diesem Freundebuch stand unter anderem die Frage „Wann warst du einmal richtig mutig?“ Eine tolle Frage wie ich finde, und die Antworten erst: Diese reichten vom Auftritt im Schultheater, über Arztbehandlungen bis hin zum Kauf eines Hauses. Das letzte Beispiel war von einem Erwachsenen. Die Antworten waren so vielschichtig und individuell. Diese Einträge sind ein Zeugnis über ganz unterschiedliche Menschen, die sich in den unterschiedlichsten Situationen überwunden haben.

Doch wozu? Was steht hinter dem Auftritt im Schultheater, dem Arztbesuch oder dem Kauf eines Hauses? Wenn wir uns überwinden, dann sind uns diese Dinge wichtig. Sie sind uns so wichtig, dass wir Hindernisse in Kauf nehmen, um ein für uns attraktiveres Ziel zu erreichen.

Durch den Auftritt im Schultheater konnte das Kind zeigen, was es kann und Applaus und Anerkennung für seinen Auftritt erhalten. Hinter dem Arztbesuch steht vermutlich, dass es bald wieder besser geht und hinter dem Hauskauf kann der Wunsch stehen, ein Zuhause und damit einen Ort der Geborgenheit zu schaffen. Ich kenne die Motive der einzelnen Menschen nicht. Ich weiß nur, dass sie in diesen Situationen mutig waren. Sie standen für sich und für ihre Bedürfnisse ein.

Mut ist also kurz gesagt für unsere Bedürfnisse einzustehen.

Wenn ich nun aus einem Zustand verloren gegangenen Vertrauens bzw. des Misstrauens erneut den Mut finde, wieder ins Vertrauen zu gehen, dann stehe ich für meine Bedürfnisse ein. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Menschen, die im Misstrauen bleiben, aufgrund der ihnen erfahrenen Ungerechtigkeit, Unwohlsein, etc. nicht für ihre Bedürfnisse einstehen.

Um den Mut zu finden, wieder ins Vertrauen zu gehen, ist die erste Aufgabe, seine Bedürfnisse herauszufinden. Was ist mein Bedürfnis, wenn ich jetzt wieder vertraue? Das können ganz unterschiedliche Dinge sein: Anerkennung, Gesundheit, Geborgenheit, aber auch Abenteuerlust. Auf die eigenen Bedürfnisse zu verzichten, im Misstrauen zu bleiben, bedeutet weniger Teilhabe am Leben. Und deshalb lohnt es sich zu vertrauen, mutig zu sein und für seine eigenen Bedürfnisse einzustehen.

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